Heppenheim, 26.12.2025
Leider sehe ich nur allzu oft das im Alltag der Zahnmedizin und der Zahntechnik Schienen beauftragt und angefertigt werden die wenig Sinn ergeben. Zum einen, weil die falschen Therapiegeräte ausgewählt werden. Zum anderen, weil die Ausfertigung dieser Schienen nicht durchdacht ist und der Patient diese dann als unbequem abstempelt und nicht trägt.

Ich möchte hierzu meine ganz persönlichen Erfahrungen weitergeben, denn ich habe alle Schienentypen, die ich jemals in meinem Handwerkerleben anfertigen sollte, zuerst an mir selbst ausprobiert, um zu erfahren, wie sich ein Leben mit so einem Gerät anfühlt. Das Ergebnis ist sehr ernüchternd. In der Fachliteratur gibt es tolle Bücher mit einer genauen Erklärung der jeweiligen Schienen. Das sind gute Geräte, aber leider versagen diese Geräte in der individuellen Anwendung.
Zuerst sollte bei den Patienten die eine Schiene tragen sollen, eine Sensibilität in Sachen Schiene im Allgemeinen herbeigeführt werden. Eine Schiene, die individuell angefertigt wurde, sollte getragen werden. Eine Schiene ist ein Therapiegerät und hat nach drei Monaten ihren Dienst getan und gehört erneuert oder entsorgt. Man erkennt an einer Schiene sofort, ob diese von dem Patienten getragen wurde oder eben nicht. Ein Patient, der meint nach einem Jahr die Schiene aus der Schublade herauszunehmen und sich dann wundert das diese nicht mehr passt, muss dringend aufgeklärt werden. Ein Zahntechniker, der diese Schienen ein Jahr zuvor angefertigt hat, kann definitiv nichts für die Versäumnisse eines Patienten. Wenn wir Patienten mit einer abradierten und mit Keimen durchsetzen Schiene nach Hause schicken, tun wir diesem Patienten keinen Gefallen. Selbst auf die Gefahr hin, das er jede neue Schiene danach erst einmal ablehnt. Hier benötigt es dann die medizinische Aufklärung in der Form, dass der Patient dies auch nachvollziehen kann.
Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen und hinterfrage zuerst einmal die als Kassenleistung abgerechnete adjustierte Aufbissschiene. Dies ist wohl die am weitesten verbreitete Therapieschiene. Auch hier gilt der Grundsatz nach drei Monaten Tragezeit hat diese Schiene ihren Dienst erfüllt. Die Ausführung einer solchen Schiene ist von der Art der Versicherung abhängig. Bei einem Kassenpatienten sollte hierbei eine tiefgezogene Schiene zur Ausführung kommen. Alle digitalen Verfahren, wie das 3D Druck Verfahren oder das Fräsen in einer CNC Fräsmaschine, lässt die heutige Kassenbürokratie nicht zu. Eine sehr gute Alternative zur tiefgezogenen Schiene stellt das 3D Druck Verfahren her. Eine gefräste Schiene, die zu Preisen die der BEL 2 Kassenlösung gleichkommt, ist meines Erachtens betriebswirtschaftlicher Humbug, weil der Aufwand in keiner Weise den Preis wiedergibt. Gefräste Schienen kommen bei mir nur bei aufwendigeren Schienentypen ins Portfolio. Dann, wenn der Patient über Symptome einer CMD verfügt. Bei solchen Schienentypen gehen oftmals instrumentelle Messverfahren des Kiefergelenks voraus. Die Materialien, die hierbei zum Einsatz kommen, sind deutlich hochwertiger als die gedruckten Materialien. Obwohl auch gedruckte Schienen ein gutes Medium für CMD Patienten sein können. Dies ist individuell zu den Symptomen der Erkrankung mit dem fachkundigen Techniker zu besprechen.
Die individuelle sportmedizinische Funktionsschiene
Die individuelle sportmedizinische Funktionsschiene ist noch einmal intensiver in der Materie und Ausführung. Leider wird dies sehr oft definitiv nicht funktional angewendet. Denn vor der Funktion steht bei diesem Schienentyp zuallererst der Sportler.
- Welche Sportart wird ausgeübt?
- Was muss die Schiene definitiv leisten, die bei der Ausübung des Sports zum Einsatz kommt?
- Erst jetzt kommt die Funktion ins Spiel; Instrumentelle oder manuelle Kieferrelation; Abformung Methoden der Kiefer;
- Materialien und Design der Schiene
- Tragezeit
Als Beispiel nehme ich jetzt Sportler, die keine direkten Kontaktsport betreiben bei der eine Schiene zusätzlich auch noch eine Schutzfunktion übernehmen soll. Fußballer sind hierzu gut geeignet.
Die Schiene soll dem Sportler mehr Leistungsfähigkeit ermöglichen bei einer gleichzeitigen Verletzungsreduktion.
Er muss sehr gut Luft bekommen während der sportlichen Betätigung.
Die Schiene muss eins werden mit dem Sportler, der sie trägt, damit er nicht durch einen Fremdkörper abgelenkt wird.
Die körperliche Statik muss definitiv in der Schiene einprogrammiert werden. (Sieht man sich die Historie der Verletzungen von Profifußballern an, erkennt man sehr schnell das „Schiefstände“ in der Körperstatik zuerst ein muskuläres Problem einseitig hervorruft. Danach kommt ein Muskelfaserriss oder Bündelriss. Im weiteren Verlauf oftmals dann eine langwierige Knieverletzung. Immer auf derselben Körperseite. Dieses Verletzungsschema gilt nur bei Verletzungen ohne Fremdeinwirkung).
Hierzu ist die richtige Positionierung des Kiefers in den beiden Gelenken extrem wichtig. Diese Positionierung kann instrumentell, aber auch manuell gut ermittelt werden. Ich empfehle hierzu für beide Verfahren grundsätzlich eine Vibrationsplatte, einen guten Stand und einen mitarbeitenden Patienten. Bei der Programmierung der Schiene ist ein fachwissender Techniker zwingend notwendig. Dies ist in der Regel ein großes Problem, da dieses Wissen sowohl in der Ausbildung zum Techniker als auch in der Ausbildung zum Meister nicht vorkommt.
Die Schienen, welche dann zum Einsatz kommen, können durchaus im 3D Druckverfahren angefertigt werden. Die Materialien sind in den letzten drei Jahren immer besser geworden und bieten für diesen Zweck einen sehr guten Tragekomfort.
Die Tragezeit sollte beim Training dann erfolgen, wenn Leistung trainiert wird. Bei Technikübungen ist das eher zweitrangig (kann aber auch genutzt werden). Beim Wettkampf erbringt die Schiene definitiv mehr Leistungsfähigkeit bei reduziertem Verletzungsrisiko.

ZTM Oliver Heinzmann
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